Montessori-Schule baut Lüftungsboxen nach Anleitung des Max-Planck-Institus in Mainz
Bislang gab es an der Montessori-Schule Roth-Schwabach nur wenige Corona-Fälle. Damit das weiterhin so bleibt, haben sich die Schulleiterinnen und der Vorstand des Trägervereins der staatlich genehmigten Privatschule intensiv mit dem Thema Luftreinigung auseinandergesetzt. Inzwischen sind alle Klassenzimmer des Schulhauses mit selbst gebauten „Lüftungsboxen“ ausgestattet.
In der Saturn-Lerngruppe steht die CO2-Ampel schon den ganzen Vormittag auf „grün“. Die Luft im Klassenzimmer ist also gut, ohne dass die beiden Lehrkräfte Guido Künzig und Ingrid Karg auch nur einmal Stoßlüften müssen. Und das liegt an einer wie ein Schrank aussehenden Verkleidung, die vor einem Fenster steht und an der Schule inzwischen „Lüftungsbox“ getauft wurde. Innerhalb dieser Box steht ein Fenster dauerhaft einen Spalt breit offen. Die Zuluft sinkt zu Boden, wird von der Heizung erwärmt, zieht durch einen kleinen Spalt ins Klassenzimmer und breitet sich aus. Die Abluft entweicht durch ein dauerhaft geöffnetes Oberlicht auf der gegenüberliegenden Seite des Raums. Zu kalt ist es im Klassenzimmer dennoch nicht. „In nächster Nähe zur Box braucht man dicke Socken, ansonsten geht’s gut“, meint Guido Künzig.
Das ungewöhnliche Lüftungskonzept basiert auf Forschungen des Max-Planck-Instituts für Chemie (MPI) in Mainz. Dort haben Wissenschaftler schon im März 2020 Fensterlüftungssysteme für Schulen entwickelt und die Bauanleitungen dafür ins Internet gestellt. Ihren Forschungen nach können diese Selbstbausysteme problemlos mit mobilen oder fest installierten Luftreinigungsgeräten mithalten und 90 Prozent potenziell virenhaltige Aerosole aus der Raumluft entfernen. „Mit unseren einfachen und kostengünstigen Frischluftsystemen, auch mit Abluftventilatoren, wird die Luft genauso gut gereinigt. Noch bessere Ergebnisse bekommt man, wenn man zusätzlich ein Röhrensystem an der Decke installiert, das die Abluft ansaugt“, erklärt Dr. Frank Helleis. Mit dem Aersosolforscher stand die Montessori-Schule im Austausch, auch Erfahrungswerte anderer Schulen hat das Vorstandsteam eingeholt. Und sich für die am schnellsten zu realisierenden Lüftungsboxen entschieden, die im Winter laut Frank Helleis ausreichend sind und keinerlei Eingriff in die Bausubstanz der gemieteten Räumlichkeiten erfordern. Für die Umsetzung wurde Schreinermeister Daniel Plaschke von der Alfa Renovierung GmbH aus Roth engagiert, der zunächst einen Prototypen für eine Klasse gebaut hat. Für sein Engagement wollte Daniel Plaschke aber nicht bezahlt werden: „Weil ich es unterstützenswert finde, dass die Kinder geschützt werden und weil ich als Handwerker begeistert bin von einfachen Lösungen.“
Nachdem mit dem Prototypen gute Ergebnisse erzielt wurden, haben vor einigen Wochen Eltern von Schülerinnen und Schülern der Montessori-Schule unter Anleitung von Daniel Plaschke Lüftungsboxen für alle Klassenzimmer im Schulhaus gebaut. Thomas Winkler, der Leiter des Arbeitskreises Schulhaus, hatte Eltern kontaktiert und im Nu sechs Freiwillige gefunden. „Wenn man weiß, es kommt den Kindern zugute, opfert man die Zeit gerne“, so der Familienvater. Gerade mal die Materialkosten musste die Schule aufgrund dieses vielfältigen Engagements nun aufbringen. Und weiß die Kinder und Jugendlichen dennoch gut geschützt im Unterricht.
www.nn.de/region/roth/luftungsbox-mit-forschergeist-und-marke-eigenbau-gegen-corona-1.11642037
Wir danken herzlich allen fleißigen Vätern sowie Daniel und Angela Plaschke für ihre tatkräftige Unterstützung!
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